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Physische Effekte von Tieren auf den Menschen

Stabilisierung des Herz-Kreislaufsystems:

Es ergibt sich allein durch bloße Anwesenheit und Betrachtung des Hundes eine Senkung des Blutdrucks und der Herzfrequenz. Durch taktile Reize (Streicheln des Hundes) wird dieser Effekt noch verstärkt.

 

Entspannung des Muskeltonus:

Durch Kontaktliegen, durch eine lockere Atmosphäre und entspannte Kommunikation und Interaktion mit dem Hund kann der Muskeltonus des Klienten entspannt werden. Besonders bei Spastiken kann hier durch gezielte Intervention eine längere, ggf. dauerhafte Muskelentspannung erlangt werden.

 

Verbesserung der Atemtiefe und Atemfrequenz:

Ebenfalls kann die bloße Präsenz eines Hundes die Atmung des Menschen verbessern, sie tiefer und entspannter und ggf. langsamer werden lassen. Durch den Kontakt zum Hund wird auch dieser Effekt noch gesteigert.

 

Veränderung der Hormonausschüttung:

Das körpereigene „Glückshormon“ Endorphin (Beta-Endorphin) wird durch den Kontakt zum Tier ausgeschüttet, ebenso werden die „Stresshormone“ Adrenalin und Cortisol verringert ausgeschüttet. Dies hat positive Effekte auf das Wohlbefinden, Schmerzen werden als geringer empfunden, das Immunsystem wird gestärkt, und ein Gefühl freudiger Erregung breitet sich aus. Der Mensch kann z.B. durch Lachen Stress abbauen oder entspannen. Ebenfalls kann Stress durch Bewegung mit dem Hund abgebaut werden.

 

Bewegungsförderung:

Der Hund hat einen starken Aufforderungscharakter, er läd den Menschen dazu ein, ihn zu streicheln und mit ihm zu spielen. Der Mensch führt hierdurch unbewusst grob- und feinmotorische Bewegungen aus. Die Motorik wird aktiviert. Durch Spaziergänge an der frischen Luft wird nicht nur die Bewegung gefördert, sondern auch wiederum die Verdauung, der Insulinspiegel und die Atmung positiv beeinflusst.

 

 

Psychisch-mentale Effekte von Tieren auf den Menschen

Kognitive Anregung und Aktivierung:

Durch den Kontakt zum Tier ist der Mensch geistig gefordert, er muss z.B. Namen, Kommandos oder Regeln im Umgang mit dem Hund lernen und anwenden. Das Gedächtnis wird trainiert. Eventuell werden sogar Körpersprache und Verhaltensmuster des Hundes gelernt, in jedem Falle werden sie aber wahrgenommen.

 

Förderung des Selbstbewusstseins:

Der Hund nimmt den Menschen so an, wie er ist. Er sieht die „Makel“ oder „Schwächen“ des Menschen nicht. So fühlt der Mensch sich akzeptiert und angenommen. Das Tier gibt Bestätigung, führt z.B. Kommandos zuverlässig aus und stärkt somit das Selbstbewusstsein. Der Hund wird als Partner angesehen, der dem Menschen eine konstante Wertschätzung gegenüber bringt.

 

Erlernen von Verantwortung:

Der Hund ist physisch vom Menschen abhängig. Futter, Wasser, Spaziergänge müssen verantwortungsvoll vom Menschen zugeteilt werden. Ebenso muss die Gesundheitspflege und Gesunderhaltung des Hundes gewährleistet werden. Auch die geistige und die emotionale Beschäftigung mit dem Hund muss übernommen werden. Der Mensch ist also für das physische und psychische Wohl des Hundes verantwortlich und muss dieses Verhalten erlernen und anwenden. Es entsteht zusätzlich das Gefühl des Gebraucht-Werdens, was den Menschen ebenfalls positiv beeinflusst.

 

Förderung von (Selbst-) Sicherheit:

Hunde sind Instinkttiere, spüren gefährliche Situationen schon bevor der Mensch sie registriert. Diese Tatsache kann dem Menschen Sicherheit vermitteln, er muss z.B. nicht alleine in für ihn bedrohliche oder unheimliche Situationen (im Dunkeln raus gehen, Betreten enger Räumer) treten, sondern hat einen zuverlässigen, treuergebenen Partner an der Seite, der ihn vor reeller Gefahr warnt und beschützt.

Die Selbstsicherheit wird durch die unbedingte Akzeptanz, die kontinuierliche Zuneigung und die Treue des Partners Hund gefördert. Egal wie der Mensch aussieht, spricht oder sich bewegt- der Hund nimmt ihn so an, wie er ist.

 

 

 

Soziale Effekte von Tieren auf den Menschen

Durchbrechen von sozialer Isolation:

Der Tierkontakt kann dem sozial isolierten Menschen helfen, sich zu öffnen. Erst gegenüber dem Hund, dann gegenüber dem Hundeführer und ggf. auch  seiner Umwelt.

Ein Hund wirkt als „sozialer Katalysator“, durch Hunde ergeben sich Kontakte mit anderen Menschen. Kommunikation entsteht,nicht nur mit sondern auch über den Hund. Hunden wird  ebenfalls eine „Eisbrecherfunktion“ zugeschrieben, was Kontaktherstellung  vereinfacht und ermöglicht.

 

Förderung der verbalen Kommunikation:

Durch Tiere hat man viel Anreiz, sich verbal zu äußern. Man kann mit dem Tier und über das Tier kommunizieren. Der Hund ist ein geduldiger Zuhörer, der keine Widerworte gibt und keine ggf. unerwünschten Kommentare zum Berichteten abgibt.

Der Hund geht auf die Stimmungslage des Erzählenden ein, er versteht zwar nicht den wörtlichen Sinn, kann aber spüren, ob der Mensch gerade freudig, aufgeregt, wütend oder traurig ist. Auf die jeweiligen Emotionen des Menschen reagiert der Hund individuell.
Der Hund läd ein, ihn anzusprechen („Hallo, du bist aber ein großer Hund!“ ; „Ja, wie heißt du denn?“; „Wo kommst du denn her?“…).

Man kann sich dem Hund uneingeschränkt anvertrauen, er ist da und hört vorbehaltlos zu.
Ebenso kann man über den Hund kommunizieren, Fragen über den Hund an den Hundeführer stellen („Wie alt ist er?“, „Wie heißt er?“…), Freunden und Angehörigen von dem Hund berichten („Heute war ein Hund im Krankenhaus, er hieß Leo er war groß und schwarz.“). Durch Tierkontakt nimmt nachweislich die Kommunikation und die soziale Interaktion zu.

 

Förderung der nonverbalen Kommunikation:

Tiere kommunizieren immer: durch ihre Anwesenheit, ihre Platzierung im Raum, durch Stupsen mit der Nase und Aufforderungen zum Spielen oder Streicheln, durch ihren Geruch und ihre optischen Reize. Mimik, Gestik, das Nachahmen von Lauten, pfeifen, schnalzen und lautieren wird durch den Kontakt zu Tieren gefördert. Der Hund ermutigt den Menschen, sich nonverbal zu verständigen, der Mensch geht auf diese Aufforderung unbewusst ein.

 

 

Salutogenetische Wirkung von Tieren auf den Menschen

Das Modell der Salutogenese wurde Mitte der 1970er Jahre von Aaron Antonovsky, einem Medizinsoziologen, als Definition der Gesundheitsentstehung definiert. Die Theorie der Salutogenese nach Antonovsky besagt, dass ein Mensch nie ganzheitlich krank oder ganzheitlich gesund ist. Gesundheit ist laut dieser Theorie ein Kontinuum, auch chronisch Kranke, wie z.B. Dialyse-Patienten, können sich trotz ihrer schwerwiegenden Erkrankung dennoch zu großen Teilen gesund fühlen. Antonovsky begründet das Krankheitsempfinden und Gesundheitskontinuum des Menschen im Kohärenzgefühl. Dieses Kohärenzgefühl gliedert sich in Sinnhaftigkeit, Handhabbarkeit und Verstehbarkeit.
Je mehr Sinn ein Mensch in der Krankheit, bzw. in der Therapie dieser sieht, je besser er die Krankheit handhaben (aktive Teilnahme an Therapien, wie z.B. eigenständige Insulininjektion bei Diabetes mellitus) und verstehen kann (Informationen, aktives Auseinandersetzen mit der Krankheit), desto höher ist das Kohärenzgefühl und desto besser kann er mit der Erkrankung umgehen. Sobald er ein hohes Kohärenzgefühl entwickelt, kann er sich auch trotz einer evtl. schwerwiegenden Erkrankung gesünder fühlen, als ein nicht-betroffener Mensch nachvollziehen kann.

Äußerlichen Umstände und Umwelteinflüsse tragen dazu bei, dass wir eine Krankheit als schlimmer oder weniger schlimm empfinden und uns gesünder oder weniger gesund fühlen. Zum besseren Verständnis werde ich ein kurzes Beispiel geben:


Ein Mann hat eine feste Arbeit, die ihm gefällt, verdient gutes Geld, mag seine Kollegen und empfindet das Arbeitsklima als sehr angenehm.
Nun bekommt dieser Mann eine leichte Grippe. Er fühlt sich zwar geschwächt, aber immer noch in der Lage, zur Arbeit zu gehen.

 

Ein Mann hat eine Aushilfsarbeit, verdient weniger Geld als er für gerecht empfindet, wird von seinen Kollegen nicht akzeptiert und empfindet das Arbeitsklima als sehr belastend.
Nun bekommt dieser Mann eine leichte Grippe. Er fühlt sich jedoch so krank, dass er sich auf der Arbeit krank meldet.


Tiergestützte Interventionen können die ungünstigen Umgebungsfaktoren für den Klienten positiv beeinflussen. Der Kontakt mit dem Hund bietet Abwechslung im Alltag, er gibt Zuneigung und körperliche Nähe, durch Hormonveränderungen werden auch Schmerzen als geringer empfunden, was das Allgemeinbefinden und das Kohärenzgefühl positiv beeinflusst.

Das Kohärenzgefühl wird durch den Kontakt zum Hund gestärkt. Der Mensch wird zu Aktivität und Kommunikation (verbal, nonverbal) motiviert, die soziale und emotionale Intelligenz wird angesprochen und gefördert und bietet allen Sinnen einen Reiz, der wahrgenommen und umgesetzt wird. Auch so wird das Kohärenzgefühl gestärkt und das Umfeld und das Wohlbefinden des Betroffenen positiv beeinflusst.

 

 

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